Tiepolo, Rubens und Brueghel sind nur einige der Schätze, die in Lissabons unbekanntestem Museum entdeckt werden wollen
Mitten in Lissabon steht ein Museum, vollgepackt mit Kunstschätzen – und kaum einer kennt es. Dabei beherbergt die Fundação Medeiros e Almeida Werke höchsten Wertes – und doch gibt es Tage, in denen noch nicht einmal ein einziger Besucher auftaucht. Ein echter Geheimtipp, den es zu erkunden lohnt…Manchmal ist es schon verrückt: Da besitzt eine Stadt ein Museum, das Kunstgegenstände ersten Ranges zeigt. Und doch kennen nur die Wenigsten diesen Ort. So ergeht es der Fundação Medeiros e Almeida in Lissabon: Das Museum, nur ein paar Fußminuten vom Praça Marquês de Pombal entfernt, zieht pro Monat im Schnitt gerade einmal 500 Besucher an. “An manchen Tagen kommt kein einziger”, klagte gar Museumsdirektorin Teresa Vilaça in der gestrigen Ausgabe des Público.
Das ist die Gelegenheit: Abseits von den großen, überfüllten Ausstellungen wartet fast ein Privatmuseum auf den Besucher – in dem man ungestört durch die hochherrschaftlichen Räume der Stadtvilla aus dem 19. Jahrhundert schlendern kann. 2.000 öffentlich zugängliche Kunstwerke warten darauf, bewundert zu werden.
Das Museum wartet mit echten Schätzen auf, die auch so manch einen Vergleich mit größeren Einrichtungen nicht zu scheuen braucht. Werke von Tiepolo, Rubens, Brueghel und Gainsborough lassen sich in den insgesamt 22 Ausstellungsräumen bewundern. Dazu eine große Sammlung an Silberwaren, Porzellan (darunter ein Service, das einst Napoleon Bonaparte gehörte) und Tabakdosen. Die Uhrensammlung des Hauses gehört zu den wichtigsten ganz Portugals.
Zusammengetragen wurde der ganze Reichtum von António de Medeiros e Almeida (1895-1986) – lange Zeit einer der reichsten Unternehmer Portugals, dessen breit gestreute Firmenbeteiligungen ihm zu erheblichen Reichtum verhalfen. Unter anderem war Medeiros e Almeida zum Beispiel an der Gründung der nationalen Fluggesellschaft TAP beteiligt. Zeit seines Lebens sammelte António de Medeiros e Almeida in seiner Lissaboner Stadtvilla, einst vatikanische Nuntiatur und heute Heimat des Museums, verschiedene Kunstwerke – vornehmlich aus der Zeit des 17. bis 20. Jahrhunderts.
Während des Estado Novo betrieb der Unternehmer einen unter Portugals Unternehmern dieser Zeit nicht unüblichen Schlingerkurs aus Anpassung und Offenheit. So pflegte er lange einen engen Umgang mit Staatschef António Oliveira de Salazar: Noch 1974 saß er einer Wohnungsbaugesellschaft vor, die den Namen des damals schon verstorbenen Diktators trug. Andererseits pflegte der Sammler auch enge Beziehungen zum anderen großen Kunstmäzen Portugals: Dem Armenier Calouste Gulbenkian – ein Mann, der vom Salazar-Regime geschnitten und immer wieder gedemütigt wurde.
Heute ist die Kunstsammlung Calouste Gulbenkians in der ganzen Welt berühmt – diejenige von António de Medeiros e Almeida will hingegen erst noch entdeckt werden. Dabei hat der Unternehmer seine insgesamt 9.000 Gegenstände der Sammlung durch harte Zeiten hindurch gerettet: Nach der Nelkenrevolution 1974 drohte ihm jahrelang die Verstaatlichung seines Besitzes. Nun ist die Sammlung in der Hand einer eher verschwiegenen Stiftung, die – wie Museumsdirektorin Teresa Vilaça im Público einräumte – kaum einen Cent für Öffentlichkeitsarbeit ausgibt. Das öffentlich zugängliche Museum hat seit gut sechs Jahren seine Tore geöffnet.
Das Museum der Fundação António de Medeiros e Almeida (Rua Rosa Araújo 41) hat Montags bis Freitags von 13 Uhr bis 17:30 Uhr geöffnet, Samstags von 10 bis 17:30 Uhr. Sonntags und an Feiertagen geschlossen. Samstags ist von 10 bis 13 Uhr der Eintritt frei. Metro: Marquês Pombal. http://www.fundacaomedeirosealmeida.pt